Sonntag, 14. September 2025

Meine Gedanken zu Schwebende Lasten von Annett Gröschner

 

Format: Hardcover
Erschienen am 21. März2025
im C. H. Beck Verlag
Umfang: 282 Seiten

Worum geht es:
Nicht weniger als ein ganzes Leben erzählt Annett Gröschner mit der Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause – mit einer Wucht und Poesie, wie sie nur dort entstehen können, wo die Literatur wirklichkeitssatt ist.

Hanna Krause war Blumenbinderin, bevor das Leben sie zur Kranführerin machte. Sie hat zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, den Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt, hat sechs Kinder geboren und zwei davon nicht begraben können, was ihr naheging bis zum Lebensende. Hatte später, nachdem ihr Blumenladen längst Geschichte war, von einem Kran in der Halle eines Schwermaschinenbaubetriebes in Magdeburg einen guten Überblick auf die Beziehungen der Menschen zehn Meter unter ihr und starb rechtzeitig, bevor sie die Welt nicht mehr verstand. Hanna Krause blieb bis zu ihrem Tod eine, die das Leben nimmt, wie es kommt. Ihr einziges Credo: anständig bleiben. Annett Gröschners Roman erzählt die Geschichte eines Jahrhunderts in einem einzigen Leben und gibt, mit Hanna, denen ein Gesicht, die zu oft unsichtbar bleiben. Ein Roman über das Ende des Industriezeitalters und seiner Heldinnen im Osten Deutschlands – und über eine gewöhnliche Frau in diesem unfassbaren 20. Jahrhundert.

Die Autorin:
Annett Gröschner, geboren 1964 in Magdeburg, lebt seit 1983 als Schriftstellerin in Berlin. Bekannt wurde sie vor allem mit ihren Romanen "Moskauer Eis" (2000) und "Walpurgistag" (2011). Zuletzt erschien bei Hanser ihr gemeinsam mit Peggy Mädler und Wenke Seemann verfasster Bestseller "Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat" (2024). Annett Gröschner wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Großen Kunstpreis Berlin (Fontanepreis), dem Klopstock-Preis und dem Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz.

Meine Gedanken:
Das Buch erzählt die Geschichte einer starken Frau. Sie steht in der jungen Blüte ihres Lebens als wir Leser sie kennenlernen dürfen. Sie trifft eine Entscheidung die ihr weiteres Leben komplett bestimmen wird. Sie heiratet, bekommt Kinder, lebt ihren Traum und dann kommt der Krieg.
Jedes Kapitel startet mit einer Erläuterung, meist zu Blumen aber einige wenige Male auch zu Insekten oder anderen. Und diese haben dann auch einen Auftritt im folgenden Kapitel aber oft nicht nur in einem Kapitel, es gibt immer mal wieder Hinweise auf Fauna und Flora. Das mochte ich persönlich sehr.
Konnte ich mit Hannah immer mitfühlen oder ihre Entscheidungen und Taten nachvollziehen? Nein, eigentlich nicht. Manchmal kam einfach nur Mitleid in mir auf und dann aber auch wieder Mitgefühl. Kalt hat mich dieses Buch auf keiner Seite gelassen.
Die Geschichte hat mich dazu angeregt die Zeit in der sie spielt und hier und da auch etwas nachzurecherchieren weil ich manches auch einfach nicht glauben wollte, vielleicht auch nicht wahr haben wollte. Aber dieses Buch ist sehr geschichtsgetreu. Erzählt von den Vorkriegsjahren, den Kriegsjahren und den Nachkriegsjahren im Osten von Deutschland und eben von einer Frau und Mutter und wie diese oft ihren Mann steht. Sie kämpft für sich und ihre Familie, mitunter wie eine Löwin und dann ist sie auch wieder ganz leise und kurz vorm aufgeben, aber sie tut es niemals.
Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und mir hat es extrem gut gefallen. 

Samstag, 13. September 2025

Meine Gedanken zu Im Herzen der Katze von Jina Khayyer

 

Format: Hardcover
Erschienen am 20. Juli 2025
im Suhrkamp Verlag
Umfang: 253 Seiten

Worum geht es:
Es ist Nacht in Südfrankreich. Jina sitzt an ihrem Schreibtisch, das Telefon in der Hand. Im Sekundentakt aktualisiert sich ihr Instagram-Feed. Sie liest: »Jina Mahsa Amini wurde in Teheran von der Sittenpolizei ins Koma geprügelt.« Im nächsten Moment begreift sie: Die junge Frau, die so heißt wie sie, ist tot. Im Feed folgen die Bilder: der Protestzug Tausender Menschen auf den Straßen, Mädchen und Frauen, die ihre Haare unverdeckt tragen, darunter auch Jinas Schwester Roya und ihre Nichte Nika. Was als Versuch beginnt, die Gegenwart zu begreifen, wird zur Reise in die Vergangenheit. Denn die Ereignisse wecken in Jina Erinnerungen an ihre eigenen Aufenthalte im Iran: an die Gastfreundschaft der Menschen, den reich gedeckten Tisch der Tanten, die Begegnungen im Sammeltaxi, den Roadtrip zu Zarathustras Feuertempel in Yazd – und an eine geheime Liebe. Aber auch an die Proteste während der Grünen Bewegung 2009, an denen Jina teilnahm und die zur einschneidenden Lebenserfahrung wurden.

Die Autorin:
Jina Khayyer ist Schriftstellerin, Dichterin, Malerin und Journalistin. In Deutschland geboren, iranischer Abstammung lebt und arbeitet sie seit 2006 in Paris und in der Provence. Sie ist Autorin für die Zeitschriften The Gentlewoman, Fantastic Man und Apartamento. Zuletzt wurden ihre Gedichte und Zeichnungen in der Kunsthalle Baden-Baden im Rahmen der Gruppenausstellung SEA AND FOG (2024) ausgestellt. Im Herzen der Katze ist ihr Romandebüt.

Meine Gedanken:
Drei Generationen von Frauen im Iran, anhand dieser Frau wird eine Geschichte erzählt von Feminismus, Emanzipation und dem starken Drang nach Freiheit. Aber auch die Suche nach Liebe und der große Drang nach Selbstbestimmung sowie die Zusammengehörigkeit und die Zugehörigkeit zur Familie sind Zentraleaspkekte in dieser Geschichte.

Mich hatte diese Geschichte schlicht umgehauen.

Zunächst war ich vom Verlauf der Geschichte verwirrt. Starten wir in dem Jahr als dieser brutale und tödliche Angriff auf Jina Mahsa Amini geschah, wechselt die Geschichte in eine Zeitebene einige Jahre zuvor. Die Protagonistin Jina besucht zum ersten Mal ihr Heimatland und ihre dort lebende Schwester mit ihrer Familie. Und sie lernt weitere Verwandte kennen. Jina ist in Deutschland aufgewachsen und muss sich mit den Regeln die für Frauen in ihrem Heimatland gelten zunächst zu recht finden und sich selbst somit komplett verstellen. Zum Schluss des Buchs wechselt die Geschichte dann wieder zurück.

Die Geschichte der Frauen hat mich unglaublich berührt. Die Geschehnisse haben mein Herz zutiefst getroffen. Bei einer Szene war es dann einfach zu viel. Ich konnte nicht mehr weiterlesen und musste erstmal weinen. Ich spüre sofort wieder die Tränen wenn ich an diese Passagen im Buch denken. Das bebt noch alles in mir nach.

Für mich ein sehr berührendes Highlight. 

Donnerstag, 11. September 2025

Meine Gedanken zu ë von Jehona Kicaj

 

Format: Hardcover
Erschienen am 23. Juli 2025
im Wallstein Verlag
Umfang: 176 Seiten

Worum geht es:
Ein stilles und zugleich sprachmächtiges Buch, das vom Verlust der Heimat durch Krieg, von Schmerz und Sprachverlust erzählt. In diesem ergreifenden Debüt findet die Autorin eine großartige eigene Sprache. Der ungewöhnliche Titel »ë« steht für einen Buchstaben, der in der albanischen Sprache eine wichtige Funktion hat, obwohl er meist gar nicht ausgesprochen wird. Als Kind von Geflüchteten aus dem Kosovo ist die Erzählerin auf der Suche nach Sprache und Stimme. Sie wächst in Deutschland auf, geht in den Kindergarten, zur Schule und auf die Universität, sucht nach Verständnis, aber stößt immer wieder auf Zuschreibungen, Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Als der Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre wütet, erlebt sie ihn aus sicherer Entfernung. Doch auch in der Diaspora sind Krieg und Tod präsent – sie werden nur anders erlebt als vor Ort. Der Roman »ë« erzählt von dem in Deutschland kaum bekannten Kosovokrieg und erinnert an das Leid von Familien, die ihre Heimat verloren haben, deren ermordete Angehörige anonym verscharrt wurden und bis heute verschollen oder nicht identifiziert sind. Eine Vergangenheit, die nicht vergehen kann, weil sie buchstäblich in jeder Faser des Körpers steckt, wird von Jehona Kicaj im wahrsten Wortsinn zur Sprache gebracht.

Die Autorin:
Jehona Kicaj, geb. 1991 in Kosovo und aufgewachsen in Göttingen, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach wissenschaftlichen Publikationen erscheinen von ihr seit 2020 auch literarische Texte. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie »„Und so blieb man eben für immer“. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder« (2023). Der Roman »ë« ist ihr Debüt.

Meine Gedanken:
Mir fehlen ein wenig die Worte nach diesem Buch. Es ist ein Buch das Wissen vermittelt. Wissen von dem man sich mitunter überrollt fühlen kann und einem eben auch die Sprache verschlägt. Mich hat das Buch sehr berührt. Zunächst hatte ich diesen Titel von der Longlist nicht wirklich auf dem Schirm aber die Leseprobe hat mich nach wenigen Sätze völlig überzeugt und ich wollte einfach mehr von dieser Sprache der Autorin lesen.
Zu sagen, dass ich mich in ihr wiedergefunden habe, wäre übertrieben, aber ich kenne das Leiden des Knirschens. Allein das Knirschen verursacht schon Streß und wenn der Streß vorher schon da ist, macht es nur noch schlimmer. Dieses Leiden ist ein Sinnbild für die Geschichte der Protagonistin. Manchmal hätte ich ihr gerne zugerufen, sprich, finde deine Worte, sprich sie aus. Macht dich frei, rede drüber. Versteck dich nicht ... und so weiter.
Sehr berührend erzählt. Und trotz der Sprachlosigkeit so sprachgewaltig und zu dem informativ. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Dienstag, 9. September 2025

Meine Gedanken zu Rom sehen und nicht sterben von Peter Wawerzinek

 

Format: Hardcover
Erschienen am 5. September 2025
im Penguin Verlag
Umfang: 224 Seiten

Worum geht es:
Ein Frühjahr in Rom, Peter Wawerzinek ist Stipendiat in der Villa Massimo. Er durchstreift die Stadt, sammelt Inspiration für seinen neuen Roman, eine Fülle von Eindrücken bietet sich ihm dar, Schönheit, Chaos, eine vibrierende Lebendigkeit: Verheißungen für die kommende Zeit. Doch dann wird der Aufenthalt getrübt, die Pandemie macht den Spaziergängen einen Strich durch die Rechnung, die Technik versagt, und alles entstandene Textmaterial ist verloren. Peter Wawerzinek zieht nach Trastevere um, beschließt, über Pasolini zu schreiben. Etwas scheint aber nach wie vor nicht zu stimmen: kalte, weiße Fingerkuppen in der schönsten Frühlingssonne. Es ist sein Körper, der nicht mehr ins Bild passen will. Ein Besuch beim Berliner Hausarzt bringt schließlich die Diagnose: Es ist Krebs. Doch auch die Konfrontation mit dem Tod lässt ihn nicht aufgeben. Es zieht ihn wieder nach Rom, zur Intensität der ewigen Stadt – und dem Beginn des Wegs zurück ins Leben.

Der Autor:
Peter Wawerzinek wurde unter dem Namen Peter Runkel 1954 in Rostock geboren. Er wuchs in verschiedenen Heimen und bei verschiedenen Pflegefamilien auf. Seit 1988 betätigt er sich neben vielem anderen als freier Schriftsteller, Regisseur, Hörspielautor und Sänger. Peter Wawerzinek hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen erhalten, u.a. Berliner Kritikerpreis für Literatur (1991), Hörspielpreis der Berliner Akademie der Künste (1993), Ingeborg-Bachmann-Preis und den gleichnamigen Publikumspreis (2010), Shortlist Deutscher Buchpreis (2010), Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2024).

Meine Gedanken:
Ganz unerwartet habe ich hier einen Biefroman vorgefunden. Denn der Ich-Erzähler, erzählt dass, was ihm widerfahren ist, einer Person, der er einen Brief schreibt. So kommt dieses Buch gänzlich ohne Kapitel aus und das muss man schon mal mögen. Meins ist es jetzt nicht so wirklich. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt den ich habe.
Dieses wirklich sehr persönliches Buch hat mich sehr ergriffen und mitgerissen. Auch die Pandemie spielt zwar kurz eine Rolle aber diese ist klein bzw. genau passend verwoben. Ich lese immer noch nicht gern über die Pandemie und war deswegen zunächst skeptisch was dieses Buch betrifft aber die Dosis war genau richtig, zumindest für mich.
Schonungslos aber ebenso poetisch erzählt der Autor über diese Zeit in seinem Leben und was die mit ihm gemacht hat. Was dem Leser hier hilft und nicht mit verzweifeln lässt, ist wohl, dass der Autor noch da sein muss weil sonst hätte er uns ja seine Geschichte nicht erzählen können.
Sehr persönlich und hoffnungsvoll, mich hat die Geschichte sehr berührt.

Sonntag, 7. September 2025

Meine Gedanken zu Wachs von Christine Wunnicke

 

Format: Hardcover
Erschienen am 27. März 2025
im Berenberg Verlag
Umfang: 176 Seiten

Worum geht es:
Eine Liebesgeschichte, so schön, so verwegen, wie nur Christine Wunnicke sie schreibt. Schauplatz ist Frankreich im 18. Jahrhundert, das vorrevolutionäre und das überaus revolutionäre. Und es lieben sich zwei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten: Marie Biheron, die schon im zarten Alter Leichen seziert, um deren Innenleben aus Wachs zu modellieren; und Madeleine Basseporte, die zeichnend die Anatomie von Blumen aufs Papier zaubert, weil Menschen einen ja doch nur von der Arbeit abhalten und meist keine Ahnung haben. Männer kommen auch vor, in schönen Nebenrollen – ein nervöser Bestseller-Autor, ein junger Nichtsnutz und Diderot, der Kaffee trinkt und viel redet. Ein hinreißender Liebesroman, der hin und her schwingt zwischen der Zeit, als Küchenschellen friedlich am Wegesrand wachsen, und jenen Schreckenstagen, als nicht allein der Königin wie einer schönen Blume der Kopf abgeschlagen wurde.

Die Autorin:
Christine Wunnicke, geboren 1966, lebt in München. Sie wurde mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis, dem Bayerischen Staatsförderungspreis für Literatur, dem Tukan-Preis und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. Bei Berenberg erschienen u. a. ihre Romane »Der Fuchs und Dr. Shimamura« (2015) und »Die Dame mit der bemalten Hand« (2020), der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, sowie ihre Auswahl und Übersetzung aus Margherita Costas Werk »Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht« (2023)

Meine Gedanken:
Das Buch kommt mit einem spannenden Anfang daher, der sehr viel verspricht. Leider kann jedoch diese Spannung nicht gehalten werden. Denn für mich kommt diese Liebesgeschichte mit viel drumherum daher, dass dieses Gefühl von Lieben kaum bis gar keinen Raum bekommt. Es hat mir das Kennenlernen gefehlt und auch woher diese Liebe kommt und wie diese in den Herzen entsteht.
Für mich hatte dieses Buch mit seinen unter 180 Seiten zu viele Länge. Und leider leider konnte ich persönlich auch nichts mit dem Schreibstil anfangen. Es passt zu der Zeit Ende des 18. Jahrhunderts und es hat mich leider sehr gelangweilt und ermüdet.
Die erwähnten Männer im Klappentext nahmen für mich keine Rolle ein, die der Geschichte wirklich weitergeholfen haben und wenn noch dachte und mich kurz dafür interessierte mehr über sie zu erfahren, war die Liebesgeschichte schon völlig in den Hintergrund gerutscht.
Es gibt schon den einen oder anderen lustigen Moment, aber sonst war es alles sehr emotionslos für mich. Die Geschichte hat irgendwas, aber in ihrer Umsetzung war sie leider nichts für mich. Ich war einfach im Gefühl und nicht bei den Figuren. Schade.

Freitag, 5. September 2025

Meine Gedanken zu Und Federn überall von Nava Ebrahimi

 

Format: Hardcover
Erschienen am 29. August 2025
im Luchterhand Verlag
Umfang: 352 Seiten

Worum geht es:
Nebel liegt über den Feldern und dem Kanal. Es ist, als ob der Winter nicht zu Ende gehen will in der kleinen Stadt Lasseren im Emsland. Hier auf dem platten Land ist jahrein, jahraus nicht viel los. Wer Arbeit sucht, kommt an Möllring nicht vorbei, dem riesigen Geflügelschlachthof am Stadtrand. Für eine Handvoll Menschen beginnt dieser Montagmorgen mit großen Erwartungen.

Sonia, alleinerziehende Mutter, hofft auf einen Job weit weg vom Hühnchen-Zerlege-Fließband. 

Für die junge Ingenieurin Anna steht mit dem Testlauf eines neuen Automatisierungsverfahrens bei Möllring so gut wie alles auf dem Spiel. 

Merkhausen wiederum, verlassener Ehemann mit einem Faible für Polinnen und zuständig für die Prozessoptimierung im Schlachtbetrieb, fiebert einem Date am Abend entgegen.

Und dann ist da noch der geflüchtete Afghane Nassim, der sich in eine Affäre mit der zwanzig Jahre älteren Justyna verstrickt und fest daran glaubt, dass seine Gedichte die deutschen Beamten erweichen werden. 

Um diese zu übersetzen, ist Roshi, deutsch-iranische Autorin, extra aus Köln angereist.

Als ein rücksichtsloser Fahrradfahrer dem sehbehinderten Mann mitten im Ort den Blindenstock kaputt fährt, bringt Nassim es mithilfe des örtlichen Radiosenders nicht nur zu lokaler Berühmtheit. Er bringt auch die Menschen dazu, der eigenen Wahrheit ins Auge zu sehen.

Die Autorin:
Nava Ebrahimi, 1978 in Teheran geboren, zählt zu den wichtigen Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Sie erhielt 2021 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Für »Sechzehn Wörter« wurde sie mit dem Österreichischen Buchpreis, Kategorie Debüt, sowie dem Morgenstern-Preis ausgezeichnet. Nava Ebrahimi studierte Journalismus und Volkswirtschaftslehre in Köln und arbeitete als Redakteurin bei der Financial Times Deutschland sowie der Kölner Stadtrevue. Seit 2025 ist sie regelmäßige Kolumnistin der Süddeutschen Zeitung. Nava Ebrahimi lebt mit ihrer Familie in Graz.

Meine Gedanken:
Die erwähnten Personen vom Klappentext erzählen diese Geschichte. Und zunächst war mir eine Person unsympathischer als die vorherige Person. Wir erleben sie in ihrem Alltag mit all ihren Schwächen, ja eigentlich heißt es Stärken und Schwäche, aber genau diese guten Seiten fehlen zunächst. Aber immer mehr wechselt es ins grau, denn nichts ist jemals nur schwarz oder weiß. Die Perspektiven zeigen was ihre Leben aus ihnen gemacht haben. Je weiter ich die Personen kennenlernt habe, umso mehr kam in mir auch Mitgefühl und an der einen oder anderen Stelle auch Verständnis auf, nicht für jede Person und jede Handlung, aber doch für den größten Teil.
Das Buch spielt an einem einzigen Tag und dieser Tag verändert für die einzelnen Person mitunter viel. Einige Perspektiven haben mich mehr interessiert als andere und die eine oder anderes Perspektive war mir am Ende zu offen gelassen. Und von mancher Person hätte ich gern weniger erfahren.
Die Verknüpfungen zum Schluss der einzelnen Person war teilweise nicht sehr überraschend aber widerum doch spannend mitzuerleben.
Neben den unterschiedlichen Leben der Figuren verknüpft die Autorin geschichtliches der Vergangenheit mit der Gegenwart. Und greift auch Themen auf, die man nicht unbedingt auf den Schirm hat und womit man wahrscheinlich in einem Buch weniger rechnet.
Es sind mitunter viele Themen, aber dadurch, dass diese auf die unterschiedlichen Figuren verteilt sind, wirkt es an keiner Stelle überladen.
Besonders mochte ich die Szenen zwischen Roshi und Nassim in dem Café und das Gedicht zum Schluss war ein toller Zusatz.
Mich persönlich stört einwenig das offene Ende aber das ist meckern auf sehr hohem Niveau.

Mittwoch, 3. September 2025

Meine Gedanken zu Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft von Fiona Sironic

 

Format: Hardcover
Erschienen am 25. März 2025
im ecco Verlag
Umfang: 208 Seiten

Worum geht es:
Es brennt. In den Wäldern und auf den Screens. Die 15-jährige Era lebt mit ihrer Mutter am Waldrand und versucht dem schleichenden Prozess der Zerstörung etwas entgegenzusetzen, indem sie das Aussterben der Vögel dokumentiert. In einem Stream beobachtet sie ihre Mitschülerin Maja und deren Schwester Merle, die auf der benachbarten Lichtung Festplatten in die Luft jagen. Maja ist die Tochter zweier Momfluencerinnen, die versucht, die Erinnerungen an eine öffentliche Kindheit auszulöschen. Während Era Notizbücher führt, Zeichnungen anfertigt und all das Wissen, auf das sie Zugriff hat, zu ordnen versucht, bildet Maja eine zerstörerische Gegenkraft. Dennoch sind Era und Maja verbunden in ihrer Suche nach Intimität und analogen Reizen. Während die Turteltaube ausstirbt, verlieben die beiden sich ineinander. Aber nicht nur die Vögel sind bedroht: Als ein großflächiger Brand den Wald zerstört, verlieren auch die Mädchen einen bedeutenden Teil ihres Lebensraums.

Die Autorin:
Fiona Sironic (*1995 in Neuss) studierte Sprachkunst, Kreatives Schreiben und Gender Studies in Hildesheim und Wien. Sironic erhielt diverse Preise und Stipendien. Etwa war sie nominiert für den Wortmeldungen Förderpreis, gewann den Open Mike 2019 und erhielt im Rahmen des Deutschen Preises für Nature Writing 2024 eines der Werkstatt-Stipendien für einen Auszug aus ihrem Debütroman "Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft".

Meine Gedanken:
Es geht um Era, sie ist 15 und lebt mit ihrer Mutter am Waldrand. Und es geht um die Geschwister Maja und Merle. Maja und Merle sind die Töchter zwei Influencerinnen. Die auch ihre Töchter in die Kamera halten und hielten. Era beobachtet im Internet Mädchen die Samstags in den Wald gehen und Sachen während eines Live Streams in die Luft jagen. Era, Maja und Merle gehen gemeinsam auf eine Schule. Die Geschichte spielt in einer nicht unwahrscheinlichen dystopischen Zukunft. Klimawandel und Artensterben spielen eine Rolle. Das Erwachsenwerden in einer Welt die immer mehr kaputt geht wird ebenso thematisiert wie auch die erste Liebe. Die Autorin erzählt völlig selbstverständlich von einer queeren Lieben und führt den Lesenden unerbittlich vor Augen, was mit der Erde passieren wird, wenn die Menschheit weiterhin so handelt wie es im Jahr 2025 der Fall ist. Mich hat die Geschichte völlig in ihren Bann gezogen. Die Erzählerin Era ist zwar noch sehr jung aber in der Welt in der sie aufwächst ist sie gezwungen schneller erwachsen zu werden und das kommt sehr glaubwürdig rüber. Ich habe Maja und Era sehr gefühlt und das Ende hat mich sehr überzeugt, mit einem minimalen Abzug. Aber das würde jetzt natürlich massiv spoilern. Nach dem lesen des Buchs hab ich auch das sehr merkwürdige Cover verstanden. Es passt perfekt zu einem wichtigen Aspekt des Buchs. Aber naja, lasst euch davon nicht abschrecken. Der Inhalt ist echt grandios.  

Mittwoch, 27. August 2025

Meine Gedanken zu Das Flüstern der Feigenbäume von Elif Shafak

 

Format: Hardcover
Erschienen am 5. Oktober 2021
im Kain & Aber Verlag
Umfang: 448 Seiten

Worum geht es:
Im Jahr 1974 befindet sich das idyllische Zypern kurz vor dem Bürgerkrieg. Eine Taverne, betrieben von einem schwulen Paar, ist der einzige Ort, an dem sich der Grieche Kostas und die Türkin Defne treffen können. Der prachtvoller Feigenbaum im Innenhof der Taverne ist Zeuge ihrer glücklichen Begegnungen und ihrer stillen Abschiede. Der Feigenbaum ist auch da, als der Krieg ausbricht, als die Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt wird, als Menschen auf der ganzen Insel spurlos verschwinden. In der Gegenwart steht der Baum im Garten von Kostas und seiner 16\-jährigen Tochter Ada in London. Ada weiß nichts von ihrer Heimat, Kostas hüllt sich in Schweigen, wenn es um seine Vergangenheit geht und die seiner verstorbenen Frau, Defne. Nur die Wurzeln des Baums stellen noch eine Verbindung dar zu dem, was geschehen ist. Doch Ada forscht nach: Was verbirgt sich hinter dem Schweigen ihres Vaters? Warum musste ihre Mutter sterben? Während Ada die dunklen Schatten ihrer Familie ausleuchtet, erwartet die Feige im Garten den kältesten Wintereinbruch seit Jahrzehnten.

Die Autorin:
Elif Shafak, in Straßburg geboren, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihre Werke wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Zu ihren bekanntesten Romanen zählen Die vierzig Geheimnisse der Liebe (2013) und Ehre (2014). Mit Unerhörte Stimmen (2019) stand sie auf der Shortlist des Man Booker Prize. Ihre Artikel und Auftritte machten sie zum viel beachteten Sprachrohr für Gleichberechtigung und freiheitliche Werte zunächst in der Türkei, später in ganz Europa. Elif Shafak lebt in London.

Meine Gedanken:
Es war mein 2. Anlauf mit diesem Buch. Beim ersten Mal war ich überrascht wie das Buch startet und konnte damit nichts anfangen. Jetzt beim zweiten ein paar Jahre später war ich gefangen vom ersten Satz an. Unterschiedliche Zeitebenen. Unterschiedliche Erzählperspektiven. Und ein Feigenbaum. Alle erzählen uns Geschichte Zyperns. Es ist auch eine Liebesgeschichte. Es ist auch eine Familiengeschichte. Aber es ist auch eine Geschichte von Krieg und Tod. Und von viel Gefühl, Schmerz und Liebe. Und die Geschichte von einem Baum. Und auch von Flora und Fauna. Mich hat das Buch überrascht und ich konnte es nur schwer aus der Hand legen. Wieder mal hat mich die Autorin mit ihren Worten aus der Bahn geworfen und mein Herz explodieren lassen. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.  

Sonntag, 24. August 2025

Meine Gedanken zu Leonie Swan

 

Format: Hardcover
Erschienen am 18. Juli 2011
im cbj Verlag
Umfang: 384 Seiten

Worum geht es:
Leblos liegt der Schäfer George Glenn im irischen Gras, ein Spaten ragt aus seiner Brust. Seine Schafe sind entsetzt: Wer kann den alten Schäfer umgebracht haben? Und warum? Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, beginnt sich für den Fall zu interessieren. Glücklicherweise hat George seinen Schafen vorgelesen, und so trifft sie das kriminalistische Problem nicht ganz unvorbereitet. Unerbittlich folgen sie der Spur des Täters und kommen den Geheimnissen der Menschenwelt dabei nach und nach auf die Schliche – bis es ihnen schließlich gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen und den rätselhaften Tod ihres Schäfers aufzuklären.

Die Autorin:
Leonie Swann wurde 1975 in der Nähe von München geboren. Sie studierte Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaft in München und Berlin. Mit ihren ersten beiden Romanen »Glennkill« und »Garou« gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg: Beide Bücher standen monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten und wurden bisher in 25 Sprachen übersetzt. Leonie Swann lebt heute umzingelt von Efeu und Blauregen in England.

Meine Gedanken:
Zäh wie Kaugummi und leider überhaupt nicht witzig und die Auflösung eine riesige Enttäuschung. Für mich gab es keine Spannung. Und so manche Szene fand ich richtig unerträglich zu lesen. Die Menschen in dem Buch sind unsympathisch und die Schafe anstrengend. Ich habe es im Buddyread gelesen und deswegen beendet, sonst hätte ich das Buch abgebrochen. 

Samstag, 23. August 2025

Meine Gedanken zu Kleine Dinge wie diese von Claire Keegan

 

Format: Hardcover
Erschienen am 11. März 2025
im Steidl Verlag
Umfang: 112 Seiten

Worum geht es:
Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch. Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt. Auf unnachahmliche Weise erzählt Kleine Dinge wie diese von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können – davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.

Die Autorin:
Claire Keegan, geboren 1968, wuchs auf einer Farm in der irischen Grafschaft Wicklow auf. Sie hat in New Orleans, Cardiff und Dublin studiert. Im Steidl Verlag sind von der vielfach ausgezeichneten Autorin bereits die Erzählungsbände Wo das Wasser am tiefsten ist und Durch die blauen Felder (in einem Band: Liebe im hohen Gras, 2017) erschienen. Das dritte Licht (2013) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet, und gehört für die englische Times zu den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts. Claire Keegan lebt in Irland und unterrichtet zurzeit an der Universität Cambridge.

Meine Gedanken:
Zunächst bin ich lange drum herum geschlichen ob ich das Buch tatsächlich kaufen soll und als dann endlich im Regal stand bin ich lang drum herum geschlichen das Buch endlich zu lesen. Durch die vielen guten Stimmen und meine hohen Erwartungen war die Chance enttäuscht zu werden hoch. Aber: ich wurde nicht enttäuscht. Irland Ende der 80iger. Ein harter Winter kommt. Das Geld ist knapp. Als Eltern hat man Kinder zu versorgen. Geredet wird viel, über andere. In erster Linie versucht man selbst durchzukommen. So gut wie möglich. Man ist vom Wohlwollen anderer abhängig und wiederum andere vom eigenen Wohlwollen. Nächsten Liebe wird angeblich groß geschrieben. Aber wenn diese Nächsten Liebe schaden kann einem selbst wird weggeschaut. Es geht uns nichts an! Der Klappentext erzählt viel aber nicht wirklich was man in diesem Buch bekommt. Es spielt schon eine Rolle aber das Buch macht inhaltlich auch viel mehr aus. Die Autorin erzählt auf knapp 100 Seiten mehr als es manche schreibende Person nicht auf 400 Seiten schafft. Sie fasst das Irland der damaligen Zeit zusammen und lässt es lebendig werden und bringt es dem Lesenden durch ihre Figuren sehr nahe. Ein absolutes Highlight.