Format: Hardcover
Erschienen am 23. Juli 2025
im Wallstein Verlag
Umfang: 176 Seiten
Worum geht es:
Ein stilles und zugleich sprachmächtiges Buch, das vom Verlust der Heimat durch Krieg, von Schmerz und Sprachverlust erzählt. In diesem ergreifenden Debüt findet die Autorin eine großartige eigene Sprache. Der ungewöhnliche Titel »ë« steht für einen Buchstaben, der in der albanischen Sprache eine wichtige Funktion hat, obwohl er meist gar nicht ausgesprochen wird. Als Kind von Geflüchteten aus dem Kosovo ist die Erzählerin auf der Suche nach Sprache und Stimme. Sie wächst in Deutschland auf, geht in den Kindergarten, zur Schule und auf die Universität, sucht nach Verständnis, aber stößt immer wieder auf Zuschreibungen, Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Als der Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre wütet, erlebt sie ihn aus sicherer Entfernung. Doch auch in der Diaspora sind Krieg und Tod präsent – sie werden nur anders erlebt als vor Ort. Der Roman »ë« erzählt von dem in Deutschland kaum bekannten Kosovokrieg und erinnert an das Leid von Familien, die ihre Heimat verloren haben, deren ermordete Angehörige anonym verscharrt wurden und bis heute verschollen oder nicht identifiziert sind. Eine Vergangenheit, die nicht vergehen kann, weil sie buchstäblich in jeder Faser des Körpers steckt, wird von Jehona Kicaj im wahrsten Wortsinn zur Sprache gebracht.
Die Autorin:
Jehona Kicaj, geb. 1991 in Kosovo und aufgewachsen in Göttingen, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach wissenschaftlichen Publikationen erscheinen von ihr seit 2020 auch literarische Texte. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie »„Und so blieb man eben für immer“. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder« (2023). Der Roman »ë« ist ihr Debüt.
Meine Gedanken:
Mir fehlen ein wenig die Worte nach diesem Buch. Es ist ein Buch das Wissen vermittelt. Wissen von dem man sich mitunter überrollt fühlen kann und einem eben auch die Sprache verschlägt. Mich hat das Buch sehr berührt. Zunächst hatte ich diesen Titel von der Longlist nicht wirklich auf dem Schirm aber die Leseprobe hat mich nach wenigen Sätze völlig überzeugt und ich wollte einfach mehr von dieser Sprache der Autorin lesen.
Zu sagen, dass ich mich in ihr wiedergefunden habe, wäre übertrieben, aber ich kenne das Leiden des Knirschens. Allein das Knirschen verursacht schon Streß und wenn der Streß vorher schon da ist, macht es nur noch schlimmer. Dieses Leiden ist ein Sinnbild für die Geschichte der Protagonistin. Manchmal hätte ich ihr gerne zugerufen, sprich, finde deine Worte, sprich sie aus. Macht dich frei, rede drüber. Versteck dich nicht ... und so weiter.
Sehr berührend erzählt. Und trotz der Sprachlosigkeit so sprachgewaltig und zu dem informativ. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

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